Malerei, Plastik

Malerei, Plastik

 

Ausgangspunkt meiner künstlerischen Arbeit sind grundsätzliche Überlegungen zur Erweiterung der Malerei. Meine ganze Entwicklung basiert auf diesem Diskurs, auch die skulpturalen Arbeiten sind in diesem Zusammenhang zu sehen, und stehen im Spannungsfeld zwischen Malerei und Objekt.

Im Bezug zur Malerei gilt mein Interesse allerdings weniger der höchst komplexen Realität der Farbe, dem leuchtenden Tonwert, als der materiellen Substanz. Die physikalischen Eigenschaften und der daraus resultierende Umgang mit dem Material stehen im Mittelpunkt der Überlegungen und definieren ästhetische Begrifflichkeit.
Farbe wird nicht gemalt, sondern gegossen, ist dynamische Masse die sich beim Gießen (aus)formuliert und schließlich erstarrt. Das Gießen selbst ist Teil des Formalaktes und verweist unmittelbar auf die direkte Bindung der Farbe an die Materie. Farbe ist Trägermaterial und Form zugleich und bildet eine stoffliche Einheit. Die kausale Verbindung zwischen Farbe und Stoff setzt sich hier unmittelbar im Bildaufbau und der Bildkonstruktion fort. Farbe, Oberfläche, Material und Auflage (Trägermaterial) sind somit identisch.

Loslösung der Farbe von der Fläche, bzw. Ausdehnung der Farbe in den Raum thematisiert Malerei als plastischen Prozess und deren Verräumlichung in die 3-Dimensionalität. Bewusst mit der Direktheit des Mediums arbeitend, erfolgt die Transformation der anfänglich flachen Gussform in die plastische Form im unmittelbaren Dialog mit dem Material durch biegen, falten, drücken, pressen oder zwängen – entsprechend dem Härtestadium des Materials im Übergang zur völligen Aushärtung. Das heißt die trockene Farbe bleibt unveränderbar, aber die Gesamtform wird durch gezielte Kraftausübung räumlich verformt und zur endgültigen Form bearbeitet.

Dieser Übergang vom Bildobjekt zur Skulptur stellt Materialkonstitution, Konstruktion und räumliche Ausdehnung als formale Grundsatzentscheidung in den Vordergrund. Der Handlunsgablauf, bzw. die formalen Entscheidungen sind durch das spezielle Materialverhalten der schnellen Trocknungsphase zeitlich stark eingeschränkt und verlangen rasches (re)agieren, bzw. formales Handeln. Die persönliche Kraftausübung durch den eigenen Körper manifestiert sich als regelrechter Material-Infight, dem ein performativer Charakter zu eigen ist.